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Drehschwingung - Gruppe 342
Aufstellen der Bewegungsgleichung
Wir betrachten beim Drehpendel die Kraft, die auf ein Objekt beim Drehen um die Aufhängungsachse wirkt. Diese übersetzt sich mittels des Trägheitswiderstandes in eine Winkelbeschleunigung
I¨ϕ=D=−DRϕI¨ϕ=D=−DRϕ
Dabei bezeichnen wir: II den Trägheitsmoment, DD in [Nm][Nm] Drehmoment, DRDR in [Nm/rad][Nm/rad] Winkelrichtgröße und ϕϕ in [rad][rad] Winkelauslenkung der Aufhängung. [rad]=1[rad]=1 gibt hier nur an, dass es sich um einen Winkel im Bogenmaß handelt.
Insbesondere ist die Winkelrichtgröße gegeben als
DR=π2Gr4LDR=π2Gr4L
mit rr Radius der Aufhängung, GG Torsionsmodul (Materialkonstante) und LL Länge des Drahtes.
Wir sehen also an DR∝r4DR∝r4, dass eine kleine Erhöhung im Drahtradius das Drehmoment stark beeinflusst. Verdoppeln wir die Dicke erhalten wir also D′R=24DR=16DR also eine Ver-16-fachung des Drehmoments.
Lösung der Bewegungsgleichung
Wir kennen die Basislösung ϕ(t)=Asinωt+Bcosωt mit ˙ϕ(t)=Aωcosωt−Bωsinωt für die DGL. Betrachten wir nun das Auslenken des Pendels um ϕ(0)=ϕ0 und das Loslassen ohne Anfangsgeschwindigkeit ˙ϕ(0)=˙ϕ0 erhalten wir
˙ϕ(0)=Aωcos0−Bωsin0=Aω=0→A=0
ϕ0=Bcos0=ϕ0→B=ϕ0
Wir erhalten also ϕ(t)=ϕ0cosωt als Bahnkurve. Einsetzen in die DGL
I¨ϕ=D=−DR⟷Iϕ0(−ω2)cosωt=−DRϕ0cosωt⟶ω2=DRI.
Damit können wir die Periodendauer angeben
TPeriode=1f=12πω=12π√IDR
Unter der Annahme eines harmonischen Potentials können wir die Periodendauer T≠T(ϕ0) als konstant ansehen. Somit ist TSchwingungsdauer=TPeriode:=T
T:=T(L)=12π√2ILπGr4=12πr2√2IπG⋅√L
Für T2 finden wir einen linearen Zusammenhang:
T2=I2π3Gr4⋅L
Durchführung
Wir hängen also starre Körper verschiedener Geometrien an unterschiedlichen Aufhängungen auf. Nun lenken wir die Körper um einen Anfangswinkel ϕ0 aus und lassen sie ohne Anfangsgeschwindigkeit los. Nun messen wir zur Verbesserung der Genauigkeit die Zeit Tn über n Perioden. Durch das mitteln verkleinert sich unsere Messunsicherheit in der Zeit.
Abhängig von der Dämpfung Aufhängung, dem Trägheitsmoment des Körpers und dem Torsionsmodul G wählen wir ϕ0 und n sinnvoll. Der Schnürsenkel dämpft hier zum Beispiel stark, hat jedoch eine sehr geringe rücktreibende Kraft sodass wir n klein und ϕ0 groß wählen.
Wir fangen damit an, das Torsionsmodul G unter Bekanntheit des Trägheitsmoments I des Stabes zu bestimmen. Dies erlaubt uns, im späteren Teil des Versuches Trägheitsmomente I unbekannter Körper zu bestimmen. Wir errechen auch hier ein theoretisches Trägheitsmoment und vergleichen.
Energiebetrachtung
Wir interessieren uns für eine infinitesimale Winkeländerung dϕ. Die Arbeit W entspricht dabei
W=∫Ddϕ⟶dWdϕ=ddϕ∫Ddϕ=D
Umstellen liefert also
dW=D⋅dϕ
Betrachten wir die Rotationsenenergie E=12I(dϕdt)2
dEdt=dEdϕdϕdt=Id2ϕdt2dϕdt⟷dE=I¨ϕ⋅dϕ
Gleichsetzen von E=W liefert schließlich mit D=−DRϕ
I¨ϕ=D=−DRϕ
Wir erhalten unsere DGL also auch mittels einer Energiebetrachtung.
Steiner'scher Satz
Unter Kenntnis des Trägheitsmomentes starrer Körper mit Gesamtmasse M um eine feste Achse durch den Schwerpunkt IS erlaubt der Steiner'sche Satz die Berechnung des Trägheitsmomentes I′ um eine parrelel um d verschobene Achse:
I′=IS+Md2
Zur Herleitung benötigen wir nur die Vektoraddition →x=→x′+→δx und die Definition des Schwerpunktes als Punkt, an dem die Integrale ∫Vρ⋅ri=0 für r=(x,y,z) verschwinden.
Wir betrachten also das Trägheitsmoment I' entlang einer Achse →n und setzen den Urspung des Koordinatensystem in den Schwerpunkt und die z-Achse parallel zur Drehachse. Damit gilt für den Abstand r eines Punktes zur Drehachse
r2=(δx)2+(δy)2
Setzen wir ein in die Definition des Trägheitsmomentes mit Massendichte ρ
I′=∫Vρ(δx)2+(δy)2
I′=∫Vρ(x−x′)2+(y−y′)2
Terme aufdröseln:
I′=∫Vρx2+y2+∫Vρx′2+y′2
I′=IS+(x′2+y′2)⋅∫Vρ−2y′∫Vρx−2x′∫Vρy
I′=IS+Md2
mit d=(x′2+y′2) ist der Steiner'sche Satz.
Berechnung der Trägheitsmomente mittels der Geometrie
Wir berechnen die Trägheitsmomente I nach der Formel
I=∫V→r⊥2ρ(→r)dV
wobei wir die Massendichte ρ(→r)=const. annehmen.
Die hohe Unsicherheit ist damit zu erklären, dass wir keine Küchenwaage besitzen. Wir bauen uns also folgende Apparatur auf:
Zuerst messen wir das Gewicht gegen die Füllhöhe der Flasche mit u(δm)=0,02kg. Wir rütteln, um den Einfluss der Haftreibung zu minimieren. Nun messen wir das Nullgewicht m0=0,07±0,01kg der Flasche mittels einer Kippwaage. Dazu stellen wir nacheinander leere und volle Shotgläser auf die Waage auf gegenüberliegende Seiten. Mittels der Füllhöhe der Shotgläser und der Dichte von Wasser ρ≈1kg/m3 erhalten wir so also das Gewicht, was wir im folgenden als Summe über m=δm+m0 schreiben werden. Die Unsicherheit ist damit u(m)=0,03kg.
Dünner Metallstab
Aufgrund der Prorportion r≪L können wir eine Vereinfachung für die Rotation quer durch den Schwerpunkt benutzen. Wir führen eine 1-D Integration entlang des Stabes durch mit 1-D Massendichte ρ0=M/l:
I=ρ0∫l/20r⊥2=ρ013(l2)3=lM112l3=112Ml2
Die exakte Formel auf dem Arbeitsblatt erhalten wir durch 3-D Integration. Für r≪L fällt der vordere Term aber nicht ins Gewicht.
Für den dünnen Metallstab messen wir
l=0.12±10−3m,M=0.04±0.01kg
Nach Gauß'scher Fehlerfortpflanzung gilt:
uI=√(∂I∂M⋅uM)2+(∂I∂l⋅ul)2
uI=112√(l2⋅uM)2+(2Ml⋅ul)2
uI≈1,2⋅10−5 kg m2
ergibt uns
IStab=(4,8±1,2)⋅10−5 kg m2
Topfdeckel
Für die Topfdeckel nähern wir die Geometrie als homogonen Zylinder. Wir integrieren also in 2-D Polarkoordinaten mit 2-D Massendichte ρ0=MπR2
I=ρ0∫2π0dϕ∫R0r dr r2=MπR2 2π 14R4=12MR2
Wir messen die Topfdeckel ab
R1=d1/2=(0.105±0.0025)m
M1=(0.07+0.65)±0.03kg=(0.72±0.03)kg
R2=d2/2=(0.085±0.0025)m
M2=(0.07+0.05)±0.03kg=(0.12±0.03)kg
Die Unsicherheit erhalten wir beinahe analog
uI=√(∂I∂M⋅uM)2+(∂I∂l⋅ul)2
uI=12√(R2⋅uM)2+(2MR⋅uR)2
uI1≈4,18⋅10−5 kg m2
uI2≈1,86⋅10−5 kg m2
Damit ergeben sich die Trägheitsmomente
I1=(3,97±0,04)⋅10−3 kg m2
I2=(0,43±0,02)⋅10−3 kg m2
Der Fehler ist hier aber eigentlich deutlich größer, da wir von einer homogenen Masseverteilung ausgehen, was offensichtlich nicht der Fall ist.
Messung 1 - Stab an Saite dünn (r=0.4±0.1)
Anfangsbedingungen:
ϕ0=π, ˙ϕ0=0
Unsicherheiten:
u(L)=0,03m,u(T10)=0,5s
Höhe L/m | Periodendauer T10/s |
---|---|
0,56 | 17,5 |
0,42 | 15,9 |
0,35 | 15,6 |
0,29 | 12,9 |
0,24 | 12,58 |
T(L)2=(4.8±0.8)s2m⋅L+(0.5±0.3)s2
Aus der Theorie erwarten wir eine Steigung die sich aus (4.8±0.8)s2m=I2π3Gr4 zusammensetzt. Außerdem kennen wir schon I=(4,8±1,2)⋅10−5 kg m2 und r=(0.4±0.1)mm⟹r4=(0.0±0.4)mm. Nach Umstellen ergibt sich:
G=(4,8±1,2)⋅10−5 kg m22π3(4.8±0.8)s2m(0.0±0.4)mm=(0±110)106kgs2m
Da der relative Fehler viel zu groß ist und der T2-Achsenabschnitt auch ziemlich groß ist, ist dieser Wert für weitere Berechnungen nicht emphelenswert.
Messung 2 - Stab an Saite dick (r=(1±0.1)mm)
Anfangsbedingungen:
ϕ0=π,˙ϕ0=0
Unsicherheiten:
u(L)=0,03m, u(T10)=0,5s
Höhe L/m | Periodendauer T10/s |
---|---|
0.62 | 16.32 |
0.53 | 13.44 |
0.47 | 12.68 |
0.35 | 11.49 |
0.23 | 9.47 |
T(L)2=(4.1±0.8)s2m⋅L+(−0.1±0.3)s2
Aus der Theorie erwarten wir eine Steigung die sich aus (4.1±0.8)s2m=I2π3Gr4 zusammensetzt. Außerdem kennen wir schon I=(4,8±1,2)⋅10−5 kg m2 und r=(1.0±0.1)mm⟹r4=(1.0±0.4)mm4. Nach Umstellen ergibt sich:
G=(4,8±1,2)⋅10−5 kg m22π3(4.1±0.8)s2m(1±0.4)mm4=(190±90)103kgs2m
Diese Berechnung ist im Vergleich zur ersten deutlich plausibler.
Messung 3 - Stab an Schnürsenkel (r=(3±1)mm)
Anfangsbedingungen:
ϕ0=4⋅π,˙ϕ0=0
Unsicherheiten:
u(L)=0,03m,u(T2)=0,5s
Die Dämpfung ist hier groß. Deshalb messen wir 2 Perioden T2 statt 10 Perioden T10.
Höhe L/m | Periodendauer T2/s |
---|---|
0,48 | 26,86 |
0,18 | 19,37 |
0,10 | 13,58 |
T(L)2=(340±50)s2m⋅L+(22±16)s2
Aus der Theorie erwarten wir eine Steigung die sich aus (340±50)s2m=I2π3Gr4 zusammensetzt. Außerdem kennen wir schon I=(4,8±1,2)⋅10−5 kg m2 und r=(1.0±0.1)mm⟹r4=(81±4)mm4. Nach Umstellen ergibt sich:
G=(4,8±1,2)⋅10−5 kg m22π3(340±50)s2m(81±4)mm4=(2.3±0.7)103kgs2m
Diese Berechnung scheitert an der Annahme eines harmonischen Potentials.
Messung 4 - Topfdeckel 1 an Saite dick
Durchmesser d=(0.210±0.005)m
Masse m=(0.07+0.65)kg
Anfangsbedingungen:
ϕ0=π,˙ϕ0=0
Unsicherheiten:
u(L)=0,03m,u(T3)=0,5s,u(m)=0.03kg
Höhe L/m | Periodendauer T3/s |
---|---|
0.56 | 38.88 |
0.29 | 27.11 |
0.17 | 20.57 |
T(L)2=(311±7)s2m⋅L+(−7±3)
Vergleicht man nun den Proportionalitätfaktor mit dem aus Messung 2 erhält man ITopf1=(311±7)s2m(4.1±0.8)s2m⋅(4,8±1,2)⋅10−5 kg m2=(3.7±1.1)10−3 kg m2
Messung 5 - Topfdeckel 2 an Saite dick
Durchmesser d=(0.170±0.005)m
Masse m=(0.07+0.05)kg
Anfangsbedingungen:
ϕ0=π,˙ϕ0=0
Unsicherheiten:
u(L)=0,03m,u(T5)=0,5s,u(m)=0.03kg
Höhe L/m | Periodendauer T5/s |
---|---|
0.50 | 26.69 |
0.33 | 21.36 |
0.17 | 14.51 |
T(L)2=(60.8±0.3)s2m⋅L+(−1.89±0.12)s2
Vergleicht man nun den Proportionalitätfaktor mit dem aus Messung 2 erhält man ITopf2=(60.8±0.3)s2m(4.1±0.8)s2m⋅(4,8±1,2)⋅10−5 kg m2=(0.71±0.22)10−3 kg m2
Auswertung
Wir sehen also, dass sich bei der Berechnung des Trägheitsmoments Experiment und Theorie gnaz gut decken. Für die zwei Topfdeckel erhalten wir
ITopf1,Theorie=3,97⋅10−3 kg m2⟷ITopf1,Experiment=(3.7±1.1)10−3 kg m2
ITopf2,Theoie=0,43⋅10−3 kg m2
Code zu den Plots
import numpy as np import matplotlib.pyplot as plt from scipy import stats ul = 0.03 ut = 0.5 mess1 = {'val': np.array([[0.56, 17.5], [0.42, 15.9], [0.35, 15.6], [0.29, 12.9], [0.24, 12.58]]), 'phi': np.pi, 'nt': 10} mess2 = {'val': np.array([[0.53, 13.44], [0.62, 16.32], [0.47, 12.68], [0.35, 11.49], [0.23, 9.47]]), 'phi': np.pi, 'nt': 10} mess3 = {'val': np.array([[0.48, 26.86], [0.18, 19.37], [0.1, 13.58]]), 'phi': 4 * np.pi, 'nt': 2} mess4 = {'val': np.array([[0.56, 38.88], [0.29, 27.11], [0.17, 20.57]]), 'phi': np.pi, 'nt': 3} mess5 = {'val': np.array([[0.50, 26.69], [0.33, 21.36], [0.17, 14.51]]), 'phi': np.pi, 'nt': 5} messes = [mess1, mess2, mess3, mess4, mess5] for j in range(len(messes)): mess = messes[j] vals = np.transpose(mess['val']) nt = mess['nt'] lengths = vals[0] l_max = max(lengths) l_mean = sum(lengths) / len(lengths) lens = np.linspace(0, 1.1 * l_max, num=50) times = [vals[1][i] / nt for i in range(len(vals[1]))] t_quad = [times[i] ** 2 for i in range(len(times))] tq_max = max(t_quad) tq_mean = sum(t_quad) / len(t_quad) sol = stats.linregress(lengths[:len(t_quad)], t_quad) fit = [sol.slope * l + sol.intercept for l in lens] dls = [l - l_mean for l in lengths] sdl = sum([abs(dl) for dl in dls]) / len(dls) dtqs = [tq - tq_mean for tq in t_quad] sdtq = sum([abs(dtq) for dtq in dtqs]) / len(dtqs) covltq = sum([dls[i] * dtqs[i] for i in range(len(dls))]) / (len(dls) - 1) corltq = covltq / (sdl * sdtq) print('(%.3f' % (round(sol.slope, 3)) + ' \pm ' + '%.3f' % (round(sol.stderr, 3)) + ') \cdot L + ' + '(%.3f' % ( round(sol.intercept, 3)) + ' \pm ' + '%.3f)' % (round(sol.intercept_stderr, 3))) fig = plt.figure(figsize=(6, 6)) ax = fig.add_subplot(111) ax.errorbar(lengths, [time ** 2 for time in times], linestyle='', marker='', xerr=ul, yerr=2 * tq_mean * ut / nt, label='Messwerte') ax.plot(lens, fit, linestyle='-', label='Linfit mit $R^2 =$' + "%.3f" % (round(sol.rvalue ** 2, 3))) ax.set_xlim(0, 1.1 * l_max) ax.set_ylim(0, 1.1 * tq_max) ax.set_title('Messung ' + str(j + 1)) ax.set_xlabel('L in m') ax.set_ylabel('$T^2$ in s') ax.legend() plt.savefig('Drehschwingung.Messung' + str(j + 1) + '.png') plt.show()